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COMPETENCE
Ausgabe 01/17
COVER
putnik I umkreiste gerade
einmal drei Monate die
Erde. Der Launch des ersten
von Menschen geschaf-
fenen Satelliten im Oktober
1957 hatte aber eine großeWirkung. Sputnik I
leitete das Zeitalter der Raumfahrt ein – und
er brachte die Kreativitätsforschung auf Kurs.
Diese habe, schrieb der deutsche Psycho-
loge Joachim Funke vor einigen Jahren in
einem Aufsatz, durch den sogenannten
Sputnik-Schock der Amerikaner „historisch
gesehen einen erheblichen Aufschwung be-
kommen“. Zuvor hatte sich zwar schon der
US-Psychologe Joy P. Guilford ausgiebig mit
der Frage beschäftigt, was kreatives Denken
prägt. Doch die damalige technologische
Leistungsschau der Sowjetunion setzte die
USA, die bis dato überlegene Technologie-
macht, so sehr unter Zugzwang, dass sie
gleich eine Initiative zur Förderung von krea-
tiven Köpfen als Garant für künftige Innova
tionen startete.
PROBLEM ALS URSPRUNG
Probleme sind ein entscheidender Antrieb für
die Entstehung von Neuem. „Als Informatiker
sehe ich alles als Informatikproblem“, sagt
etwa Helmut Hlavacs, Professor für Ange-
wandte Informatik an der Universität Wien.„Es
geht mir immer um die eine Frage: Wie kann
man das Vorhandene verbessern und, aufbau-
end auf bestehende Hard- und Software,
Neues schaffen.“ Neu oder innovativ sind da-
bei für Hlavacs jene Entwicklungen, die sich
dem Menschen als nützlich erweisen. „Oder
auch unterhaltsam“, fügt der Forscher schnell
hinzu. Denn „Entertainment Computing“, also
etwa die Entwicklung von Computerspielen
und multimedialen Informationssystemen,
ist ein Spezialgebiet von ihm. „Wilde Ideen,
assoziatives Denken und die anschließende
Recherche“ stünden dabei am Beginn jeder
Innovation, erzählt Hlavacs. Sie gingen auch
seiner Erfindung eines computergestützten
Navigationssystems für Blinde voraus, sowie
seiner Idee zum Bau von Drohnen, die es etwa
kranken Personen ermöglichen sollen, über
die Kamera und einen Audio-Video-Empfang
auf Reisen zu gehen. Diese Idee kam so gut
an, dass Hlavacs die flexiblen Reisebegleiter
nun im Rahmen seines Start-ups Robimo
GmbH weiterentwickelt. Das Unternehmen
gründete er nach der Teilnahme an der Initia-
tive „uniMind“, ein Projekt des Postgraduate
Center der Universität Wien.
Schon Joy P. Guilford hat in den 1950er-Jahren
propagiert, dass es ein offenes, ausschweifen-
des Herangehen braucht, um kreativ zu den-
ken. Der US-Psychologe prägte das „diver-
gente Denken“. Im Gegensatz dazu sah
Guilford das „konvergente Denken“: also das
zielgerichtete, logische Denken, das auf eine
Lösung eines Problems ausgerichtet ist.
AUF DEM WEG ZUM„HEUREKA!“
„Ich komme zu meinen Ideen hauptsächlich
deshalb, weil ich sehr viele Informationen kon-
sumiere und damit eine große Breite anWissen
S