uniMind|Lecture

 "Strategisches Organisationsdesign: Wie sich Unternehmungen strukturieren (sollten)"

Univ.-Prof. Dr. Markus Reitzig
Insitut für Betriebswirtschaftslehre, Universität Wien  

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Im Rahmen der letzten uniMind|Lecture des diesjährigen Projektjahres gab Markus Reitzig vom Institut für Betriebswirtschaftslehre der Universität Wien Einblicke in seine Forschungstätigkeit zum Thema "strategisches Organisationsdesign". Im Zentrum der Lecture standen die Fragen wie sich Hierarchien auf die Unternehmensstruktur auswirken und wie Unternehmen Wettbewerbsvorteile gegenüber KonkurrentInnen generieren können.

Die uniMind|Lecture fand im Urban-Saal des ehrwürdigen Hauses der Industrie am Schwarzenbergplatz statt. Nach der Eröffnung durch Leopold Liechtenstein und Katharina Resch lieferte Markus Reitzig im Rahmen einer Lecture spannende Inputs zur Strukturierung von Unternehmen.

Wie entstehen Hierarchien?

Anhand des Organigramms eines Supermarktes veranschaulichte Markus Reitzig die Entwicklung von Betriebsstrukturen, welche sich in erster Linie über die Arbeitsteilung verschiedener Ebenen konstituieren. Wächst ein Unternehmen, entwickeln sich auf Basis der Arbeitsteilung mehrstufige Hierarchien. In vielen Betrieben haben sich solche hierarchischen Strukturen über die Zeit verfestigt und werden mitunter nicht oder nur unbewusst wahrgenommen. Dabei sind es gerade diese Hierarchien, welche die Strukturen und damit die Informationsflüsse entlang unterschiedlicher Ebenen beeinflussen. Die Ausgestaltung interner Hierarchien entscheiden mitunter über positive oder negative "Outputs" von Unternehmen. Haben MitarbeiterInnen das Gefühl, dass ihre Ideen von Führungskräften nicht ernst bzw. nicht wahrgenommen werden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, zukünftig keine oder weniger Informationen an die nächste Ebene weiterzugeben. Können sich Führungskräfte nicht auf Informationen "ihrer" MitarbeiterInnen verlassen, schwächt dies ihre Entscheidungskraft und weiterer Folge die "Outputs" des Unternehmens. Als Herausforderung des strategischen Organisationsdesigns gilt es demnach, trotz mehrstufigen Hierarchien die negativen Auswirkungen auf unteren Betriebsebenen – etwa Angst, Kontrollverlust oder Motivationsverlust – zu minimieren, um den EntscheidungsträgerInnen eine bestmögliche Informationsbasis zur Verfügung zu stellen.

Die Frage wie sich Führungsstile auf die Struktur eines Unternehmens auswirken ist demnach zentral und fand bis dato auf wissenschaftlicher Ebene noch wenig Beachtung. Anhand einer Analyse, in Form von Interviews mit MitarbeiterInnen verschiedener Ebenen, wurden die Führungsstile und die Dominanz von CEOs amerikanischer Unternehmen untersucht. Je dominanter der/die CEO, desto mehr hierarchische Ebenen, je partizipativer der/die CEO desto weniger Ebenen waren in den Unternehmen zu beobachten. 

Starre Strukturen vs. Selbstselektion

Insbesondere in den letzten Jahren haben neue Unternehmensformen, in erster Linie aus dem IT-Bereich, die klassischen Organisationsstrukturen in Frage gestellt und mit flachen Hierarchien oder partizipativen Management-Modellen ihr Unternehmen erfolgreich positioniert. Beispiele sind Open-Source-Projekte wie Wikipedia oder innovative Start-Ups. Aber funktioniert Wikipedia tatsächlich ohne Führung? Wie und an wen werden Aufgaben verteilt? Wer fühlt sich für die Inhalte verantwortlich? Mit Daten aus dem Sourceforge Research Data Archive (SRDA) bildet Markus Reitzig diese Prozesse ab und untersucht gemeinsam mit seinem Forschungsteam wie diese Mechanismen der Selbstselektion sich auf die Organisationstrukturen und in weiterer Folge auf positive "Outputs" von Unternehmen auswirken.

Zum Abschluss der Lecture beantwortete der Vortragende noch zahlreiche Fragen aus dem Plenum, welches sich hauptsächlich aus GeschäftsführerInnen, UnternehmensberaterInnen und WissenschafterInnen zusammensetze. Einen würdigen Ausklang fand der Abend bei einem "Get-togheter" am kalten Buffet im Haus der Industrie.

Sehen Sie den Videomitschnitt der uniMind|Lecture 

 

Die Veranstaltung fand in Partnerschaft mit der Wirtschaftskammer Wien, der Industriellenvereinigung Wieund dem Bundesministerium für Umwelt - Initiative Wachstum im Wandel statt.