uniMind-Lecture

"Körperliche Aktivität und Gesundheit: Von der Weltraumforschung zur Alltagswelt. Welche Schlüsse ziehen wir für das alltägliche Leben?"

Univ.-Prof. Dr. Harald Tschan

Mit der uniMind-Lecture am 25. Jänner 2018 gab Harald Tschan den Auftakt für das 7. Projektjahr der Initiative „University Meets Industry“. In diesem Jahr bildet das Thema „In Bewegung“ den Rahmen für Projektaktivitäten und der Sportwissenschaftler Harald Tschan spannte in seiner Lecture den Bogen von der Weltraumforschung zu neuesten Erkenntnissen aus dem Forschungsbereich Active Aging.

Als vor 57 Jahren Juri Gagarin als erster Mensch ins Weltall reiste, war die Skepsis zunächst groß, ob der menschliche Organismus diesen Strapazen standhalten könne. Tatsächlich ist der völlige Wegfall von Schwerkraft für den Körper höchst belastend. Es kommt zur Dekonditionierung des Herz-Kreislauf-Systems, zur Störung des skelettalen und muskulären Systems und zu Flüssigkeitsverschiebungen im Körper.

Um diesen Belastungen, die in erster Linie durch eine Entlastung des Körpers entstehen, entgegenzuwirken, arbeitete Harald Tschan an geeigneten Trainingsmethoden für die Weltraumforschung. Der Sportwissenschaftler, der selbst in seiner Studienzeit Leistungssportler war und sowohl für die Forschungsprojekte der russischen Raumstation MIR als auch für die NASA tätig war, entwickelte ein „Fitness-Center“ für Astronauten. Denn: „Ohne gezieltes Training würden Astronauten im All innerhalb kürzester Zeit bis zu 50 Prozent ihrer Muskelkraft verlieren“.

Heute überträgt Harald Tschan in diesem Kontext gewonnene Erkenntnisse auf die Gerontologie. Denn Alternsprozesse des Menschen verlaufen ähnlich wie Degenerationsprozesse von Astronauten, die natürliche Prozesse gleichermaßen im Zeitraffer durchlaufen. Im Lebensverlauf nimmt die Muskelmasse und Muskelkraft ab, ältere Menschen werden langsamer und verlieren Schnellkraft.

Dennoch dominierte lange Zeit die Annahme, dass Fitnesstraining bei älteren Menschen wenig erfolgsversprechend sei, weil aufgrund der hormonellen Situation wenig Muskel- und Kraftzuwachs möglich sei. Mittlerweile, konstatiert der Sportwissenschaftler, sei die Wissenschaft einen Schritt weiter und hat festgestellt, dass ältere Personen mit einem hohen Zugewinn an Lebensqualität rechnen können, wenn adäquate Trainingsformen zum Einsatz kommen.

Im Forschungsverbund „Active Aging“ bringt Harald Tschan seine Erkenntnisse aus der Weltraumforschung ein und kann mittels praktischer Übungseinheiten mit SeniorInnen zeigen, wie die muskuläre Leistungsfähigkeit auch im hohen Alter aufrechterhalten werden kann.

Univ.-Prof. Mag. Dr. Harald Tschan ist Professor am Institut für Sportwissenschaft der Universität Wien, forscht und lehrt in den Bereichen Trainings- und Bewegungswissenschaft und hat an zahlreichen internationalen Projekten im Bereich der Weltraumleistungsphysiologie mitgewirkt

Kontakt:
E-Mail: harald.tschan@univie.ac.at
Link: Institut für Sportwissenschaft