"Game Change durch KI: Potentiale und Grenzen der Anwendung künstlicher Intelligenz in der Medizin"

Die Kaiserschild Lectures nehmen 2021 das Thema "KI in der Medizin" in den Blick. Bei der ersten Veranstaltung am 15. April 2021 diskutierten Expert*innen aus Wissenschaft, Praxis und Wirtschaft aktuelle Fragen und Trends zum Einsatz digitaler Technologien im Gesundheitswesen.

Die virtuelle Roundtable Discussion wurde für das Publikum als Live-Stream ausgestrahlt. Zum Auftakt gaben kurze Videoimpulse der fünf Vortragenden Einblick in die jeweiligen Tätigkeitsbereiche und Standpunkte zur KI in der Medizin und boten erste Impulse für die gemeinsame Diskussion. Das Publikum wurde in einer Q&A-Session aktiv eingebunden und hatte in den abschließenden Meet & Greet-Sessions die Gelegenheit, sich persönlich mit den Expert*innen auszutauschen.

Buzzword Künstliche Intelligenz: Was ist KI und was kann sie?

Wie wird Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin eingesetzt? Wo liegen ihre Stärken, Schwächen und auch Grenzen? Und wie kann ein wertbasierter Einsatz von KI garantiert werden? Diese zentralen Fragen rahmten das Expert*innengespräch der Kaiserschild Lectures 2021. Die geteilten Erfahrungen der Diskutant*innen zeigten Einsatzgebiete Künstlicher Intelligenz auf und skizzierten, wie das Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine in der Zukunft aussehen könnte.

Schon heute helfen künstliche Intelligenzen bei Diagnosen und medizinischen Entscheidungen. Durch den gezielten Einsatz von Mustererkennungsverfahren ist KI mittlerweile in der Lage, nicht nur monotone Arbeiten zu übernehmen, sondern auch Entscheidungen vorbereiten. Dazu schilderte Jens Meier, Klinikvorstand der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Kepler Universitätsklinikums in Linz, ein Beispiel aus dem Klinikalltag: Durch ein Prädiktionsmodell innerhalb einer KI kann vorhergesagt werden, ob Patient*innen von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt werden können. Künstliche Intelligenzen sind dabei eine große Stütze, da sie Daten immer nach der gleichen Logik analysieren. Auch im Bereich der Diagnose seltener Krankheiten können künstliche Intelligenzen helfen, denn sie erkennen in riesigen Datenmengen bestimmte Muster.
Die Letztentscheidung über Diagnose und Behandlungsmethode obliegt aber bislang der behandelnden Ärzt*in. Die maschinelle Intelligenz liefert lediglich ZusatiInformationen und damit wichtige Entscheidungshilfe. Dass diese Rollenaufteilung in Entscheidungsvorgängen beibehalten wird, ist für den Intensivmediziner zentral.

Entscheidungskompetenz: Mensch oder Maschine

Von diesem Standpunkt ausgehend diskutierten die Expert*innen intensiv, ob einer Maschine eine Entscheidung überlassen werden könne und welche Konsequenzen dies bei eventuellen Schäden für die Verantwortungszuschreibung und Haftung haben würde. Wie groß das Bedürfniss nach einer abgesicherten menschlicher Entscheidungskompetenz ist, verdeutlichten die Fragen aus dem Publikum zu diesem Thema.

Ausgehend von den Erfahrungen der Expert*innen entwickelte sich eine spannende Diskussion rund um aktuelle und zukünftige Anwendungsfelder von KI in der Praxis (u.a. Diagnose- und Therapieentscheidungen), sich dadurch ergebende ethische Bedenken sowie Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von KI (u.a. was kann einer KI anvertraut werden und unter welchen Rahmenbedingungen?). Im Fokus stand die Frage, wie der Einsatz von KI die Medizin verändern wird - sowohl in der Forschung, im Management als auch der Ausbildung und wie viele komplexe gesellschaftliche, wissenschaftliche und politische Aspekte in diesen Zusammenhängen zu berücksichtigen sind.

Investitionen in KI-Forschung

Einig waren sich die Expert*innen, dass eine den europäische Werten entsprechende KI-Forschung mit Fokus auf Anwendungen im Medizinbereich intensiviert werden sollte. Intensiv diskutiert wurde in diesem Zusammenhang der Aspekt des Datenschutzes von Gesundheitsdaten. Zu den vorrangigen Gründen rascher technologischer Fortschritte im Zusammenhang mit KI in den USA oder China im Vergleich zu Europa zählen primär die strengeren europäischen Richtlinien im Datenschutz, aber auch die rückläufige Investition in die Ausbildung und Anwendungsfelder von KI. Aus wirtschaftlicher Sicht hätte Österreich großes Potenzial durch Automatisierungsprozesse, die sich mit einer KI erzielen lassen würden – durch die engere Verbindung von Medizin und Technik könnten Kosten und Zeit eingespart werden, was sich wiederum positiv auf Behandlungserfolge von Patient*innen auswirken könnte.

Wir danken allen Teilnehmer*innen für die spannende Diskussion, ihre Offenheit und den konstruktiven Austausch!

Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und kann nachträglich angesehen werden. Zur Aufzeichnung

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