Psychotherapie gestern, heute, morgen – 30 Jahre "Psychotherapeutisches Propädeutikum"

Der Universitätslehrgang "Psychotherapeutisches Propädeutikum" feierte sein 30-jähriges Jubiläum im Kleinen Festsaal der Universität Wien. Gemeinsam mit Lehrenden und Wegbegleiter*innen bot das Fest die Gelegenheit für eine Rückschau auf die Entstehung des Programms und die Geschehnisse der letzten drei Jahrzehnte.

Das österreichische Psychotherapiegesetz trat 1991 in Kraft und wird derzeit überarbeitet und neu erstellt. Die geplanten Änderungen betreffen nicht nur die Berufspflichten von Psychotherapeut*innen, sondern u.a. auch die Ausbildungsstruktur, denn die Psychotherapie-Ausbildung soll zukünftig als Bachelor-Studium absolviert werden können. In ihrer Eröffnungsansprache betonte Vizerektorin Christa Schnabl die Chancen, die sich dadurch ergeben: eine Verankerung an den Universitäten, und die Möglichkeit, als Universität die neuen Rahmenbedingungen positiv nützen zu können. Im Anschluss dankte sie für die gute Kooperation mit dem Lehrgang. Weitere Eröffnungsworte folgten von der neu gewählten Präsidentin des Österreichischen Berufsverbands für Psychotherapie (ÖBVP), Barbara Haid.

Christian Korunka, Wissenschaftlicher Leiter des Psychotherapeutischen Propädeutikums, bedankte sich in seiner Rede bei seinem Team, den Vortragenden und all jenen, die den Grundstein für die geregelte Ausbildung zum*zur Psychotherapeut*in gelegt haben. Auch er sieht im neuen Psychotherapiegesetz eine Chance, sich weiterzuentwickeln sowie einen „Brückenschlag“ zu den Universitäten.

Im Anschluss daran hörten die rund 80 Gäste vier spannende Vorträge:

In seinem Vortrag sprach Michael Kierein über die Entstehung des Psychotherapiegesetzes. Anfang der 1990er-Jahre bekam er vom Gesundheitsministerium den Auftrag, ein Psychotherapiegesetz zu entwickeln, die Universität Wien und der Österreichischen Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik (ÖAGG) trugen diese Idee mit und gründeten ein Propädeutikum. In weiterer Folge stieg die Zahl an Teilnehmer*innen und Absolvent*innen an, mittlerweile gibt es etwa 5000 Personen in Psychotherapie-Ausbildung. Das neue Psychotherapiegesetz soll nicht nur die Berufspflichten von Psychotherapeut*innen und die Ausbildung neu regeln, sondern auch Mindestanforderungen für Lehrende verankern sowie auf aktuelle Entwicklungen und Anforderungen eingehen (z.B. Online-Therapie,  Beschwerdemanagement).

Wilfried Datler, Leiter des Arbeitsbereichs Psychoanalytische Pädagogik am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien, stellte anschließend die Frage, warum überhaupt eine Diskussion zur Akademisierung der Psychotherapie geführt wird.

Jutta Menschik-Bendele ist Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin. Sie war eine der ersten, die aus dem Psychotherapiegesetz in den 1990er-Jahren ein Curriculum für das Propädeutikum entwickelte.  In Ihrem Vortrag sprach sie über die Geschichte und Aktualität des Propädeutikums.

Im letzten Teil ging Jürgen Kriz auf die Grundströmungen und aktuelle Entwicklungen in der Psychotherapie ein. Er verglich die Psychotherapie-Ausbildung in Österreich und Deutschland und hinterfragte die Rolle von Pharmaka in der Psychotherapie. Abschließend betonte er, dass die Entwicklung eines einheitlichen Verständnisses von Psychotherapie erforderlich ist: Was ist das Gemeinsame der unterschiedlichen Ansätze?

Zum Abschluss fand ein gemütlicher Ausklang im Arkadenhof der Universität Wien statt. Musikalisch begleitet wurde die Feier durch das Duo „Klezmer reloaded“. 

Das Postgraduate Center der Universität Wien lud gemeinsam mit dem Österreichischen Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik (ÖAGG) zur Jubiläumsfeier ein. Die beiden Einrichtungen wurden durch Tanja Prinz, Deputy Director des Postgraduate Center, und Markus Hochgerner, Wissenschaftlicher Leiter des ÖAGG, vorgestellt und vertreten.  

Weitere Informationen zum Universitätslehrgang "Psychotherapeutisches Propädeutikum"

© Markus Hochgerner