uniMind|Workshop

"Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen"

Univ.-Prof. Mag. Dr. Sieglinde Rosenberger
Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien

Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gilg Seeber
Institut für Politikwissenschaft, Universität Innsbruck

Zum letzten Mal in diesem Jahr fand am 13. Juni 2013 der nun dritte uniMind|Workshop zum Thema Vertrauen in der Aula am Campus der Universität Wien statt. Gemeinsam mit TeilnehmerInnen aus Wissenschaft und Praxis widmeten sich die beiden Workshop-LeiterInnen Univ.-Prof. Dr. Sieglinde Rosenberger und Ao. Univ.-Prof. Dr. Gilg Seeber dem Thema „Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen“. Welchen Institutionen wird vertraut? Welchen Akteuren wird Zutrauen entgegengebracht? Und wie beeinflussen ökonomische Krisen das politische Vertrauen? 

Vertrauen ist nicht gleich Vertrauen 

In einem Spiel zur Annäherung an das Thema „Vertrauen“ gleich zu Beginn des Workshops, positionierten sich die TeilnehmerInnen auf einer imaginären Linie des Vertrauens um sichtbar zu machen, wie sehr sie u.a. Nachbarn, Regierungen, politischen Parteien und der Europäischen Union Vertrauen. Univ.-Prof. Dr. Rosenberger warf eine Reihe von Fragen auf, die gemeinsam im Plenum diskutiert wurden: Womit hat Vertrauen zu tun? Wer vertraut wem? Was wird vertraut? Und wodurch wird vertraut?

Grundsätzlich lässt sich zwischen sozialem Vertrauen– dem Vertrauen zwischen den Menschen –, und politischem Vertrauen – dem Vertrauen in ein politisches System, politische Einrichtungen, Institutionen und AkteurInnen – unterscheiden. Doch trotz der Differenzierung sind beiden Formen des Vertrauens eng miteinander verbunden.

Vertrauen in der Krise?

Im zweiten Teil des Workshops setzte sich Ao. Univ.-Prof. Dr. Seebauer damit auseinander, wie sich politisches Vertrauen in der Krise entwickelt. 
Vertrauen ist nicht etwas, was per se besteht, sondern entsteht in Interaktion mit einem Gegenüber. Insofern bezieht sich Vertrauen stets auf ein Subjekt oder Objekt. Seebauer spricht im Zuge dessen von politischem Vertrauen als ein „ummanteltes Interesse“.

Unter Bezugnahme zu einer Eurobarometer-Studie, in der das Instituionenvertrauen festgehalten wurde, analysierte Prof. Seeber, wie sich das Vertrauen in die EU und die nationale Regierung zwischen 1999 und 2011 entwickelt hat. Angeregt diskutierten die TeilnehmerInnen über Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedsstaaten und erkennbaren Trends (zB. Entwicklung nach der Krise 2008). So ist das Vertrauen in die EU meist höher, als das Vertrauen in nationale Regierungen – ein Aspekt, der in den Medien nicht dargestellt wird. Während in den nordischen Länder (Schweden, Finnland, Niederlande) das Vertrauen nach der Krise im Jahr 2008 gestiegen ist, zeigt sich bei den großen Mitgliedsländern Deutschland, Frankreich und Großbritannien eine klare Tendenz zu weniger Vertrauen. Auch in „Krisenländern“ wie Irland, Griechenland und Spanien sank das Vertrauen der Bevölkerung in das nationale Parlament in den letzten Jahren. Die österreichische „Kurve“ ist hingegen relativ stabil und zeigt nur wenige Schwankungen.

Ao. Univ.-Prof. Dr. Seebauer schloß den Workshop mit dem Hinweis, dass Vertrauen aufzubauen ein langsamer Prozess ist. Im Gegensatz dazu ist Vertrauen schnell verspielt.
Eine Feedback-Runde gab Aufschluss darüber, dass die Erwartungen der TeilnehmerInnen erfüllt und der Mix aus Vortrag und Spielen sehr positiv angenommen wurde. Nachdem Workshop lud das Postgraduate Center zum Netzwerken bei Brötchen und Wein ein.