uniMind|Lecture

"Serious Games und Gamification: Computerspiele und Business"

Univ.-Prof. Dr. Helmut Hlavacs
Fakultät für Informatik, Universität Wien

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Im Rahmen der uniMind-Lecture am 14. April 2015 präsentierte Prof. Hlavacs gemeinsam mit seinem Team neueste Entwicklungen und zukunftsweisende Projekte aus dem Bereich „Serious Games“ und "Gamification".

Den Abend in der Wirtschafskammer Wien eröffnete Dipl.-Ing. Regina Plas (WKW). In ihrem Eröffnungsstatement verwies sie auf die Bedeutung von Kooperationsprojekten zwischen Wirtschaft und Forschung, um die Innovationskraft von Unternehmen zu stärken.

Spielen macht Innovationen möglich

Dass Spielen viel mehr als nur Zeitvertreib ist und Potential für unterschiedlichen Geschäftsfelder birgt, machte Prof. Hlavacs in seinem Vortrag deutlich. Zu planen, zu modellieren, in unterschiedliche Richtungen zu denken, bedarf einer spielerischen Herangehensweise. Letztlich ist für jede Innovation ein spielerisches Ausprobieren Voraussetzung. Aus diesem Grund lassen sich Serious Games und die Gamifizierung bestehender Abläufe auf vielfältige Weise in Geschäftsprozesse integrieren.
Serious Games eigenen sich beispielsweise hervorragend, um spielerisch einen Mehrwert zu entfalten – beispielsweise, um Lernprozesse anzuregen oder um Verhaltensänderungen Vorschub zu leisten (Health Literacy, Financial Literacy).

Von Gamifizierung wird gesprochen, wenn spieltypische Elemente in spielfremden Kontexten zur Anwendung kommen, mit dem Ziel, engagement und compliance zu erhöhen. So können wenig interessante, alltägliche Prozesse durch die Integration spielerischer Aspekte herausfordernd und spannend gestaltet werden. Im unternehmerischen Kontext können beispielsweise Effizienzsteigerungen im Bereich Sales oder Helpdesk aufgrund der Motivationssteigerung durch Gamifizierung erreicht werden. Weiteres nannte Prof. Hlavacs eindrucksvolle Beispiele aus dem Bereich Kundenbindung und Recruitment.

Neue Prozesse vs. Chocolate Covered Broccoli

Doch welche Entscheidungen müssen getroffen, welche Voraussetzungen gegeben sein, um Serious Games einzusetzen? Jedes Spiel braucht Ziele und Regeln, der Flow des Spielens lebt vom unimittelbaren Feedback, der freiwilligen Partizipation und einem ausgeglichenen Verhältnis von Herausforderung und Leistungsfähigkeit der SpielerInnen. Entscheidungen über die Spielemechanik auf fundierter Basis zu treffen ist Grundvoraussetzung, damit Spiele zum gewünschten Effekt führen.

Die Gamifizierung von Arbeitsprozessen zeigt sich als besonders wirkungsvoll, wenn es gelingt, die intrinsische Mitivation der MitarbeiterInnen anzuregen. Externe Belohnungen nach dem Motto „If this then that“ wirken nur kurzfristig motivierend, verengen den Fokus und verhindern spielerisches Verhalten. Diese ist allerdings notwendig für kreative Prozesse und die Entwicklung neuer Lösungsansätze ist. Gelungene Gamifizierung hingegen fördert die Autonomie und den Kompetenzerwerb und steuert Intransparenz und Willkür entgegen. Allerdings kann Gamifizierung nur dann die erzielte Wirkung entfalten, wenn nachhaltig Prozesseveränderungen auf Basis fundierter Entscheidungen in Gang gesetzt werden. Wie dies gelingt, veranschaulichte Prof. Hlavacs gemeinsam mit seinem Team am Beispiel zukunftsweisender Projekte.

Zur Person: Univ.-Prof. Dr. Helmut Hlavacs

Helmut Hlavacs ist seit 2011 Professor für angewandte Informatik an der Fakultät für Informatik der Universität Wien. Er leitet die Forschungsgruppe Entertainment Computing, die sich mit Fragestellungen der Theorie und Anwendung von technisch unterstützten Unterhaltungssystemen beschäftigt. Prof. Hlavacs promovierte an der Technischen Universität Wien im Fach Mathematik, danach folgten Aufenthalte in Frankreich und Spanien. Er leitet derzeit zahlreiche Projekte zum Thema spielerische Wissensvermittlung, mobile Health, Serious Games, und Gamifizierung. Weiters entwickelt er innovative technische Systeme aus dem Bereich Mobile Computing, Kommunikation, und Computergrafik.