uniMind|Jahresveranstaltung 2016

"Gesellschaft im Wandel"

Am 20. September 2016 fand die uniMind Jahresveranstaltung statt. Das fünfte uniMind Jahr wurde gemeinsam mit rund 90 Gästen in der Sky Lounge feierlich beschlossen und gleichzeitig der Startschuss für das neue uniMind Jahr mit dem Metathema "Veränderung" gegeben. Vizerektor Heinz Faßmann griff die Inhalte des vergangenen Jahres auf und sprach in seiner Keynote zu ausgewählten Aspekten des gesellschaftlichen Wandels.

Nino Tomaschek, Leiter des Postgraduate Center, eröffnete die Veranstaltung und Projekt Manager Dario Unterdorfer lies die Wokshops und Lectures des vergangenen Jahres Revue passieren und gab einen Ausblick auf die Veranstaltungen im kommenden uniMind Jahr zum Metathema "Veränderung". Darüber hinaus wurde der bereits fünfte Band der Publikationsreihe "University - Society - Industry" mit dem Titel "Gesellschaft im Wandel" (Hrsg. Judith Fritz, Nino Tomaschek), welcher im Waxmann Verlag publiziert wurde, druckfrisch präsentiert.

Der Wandel als Konstante unserer Gesellschaft

Vizerektor Heinz Faßmann griff anschließend die Inhalte des vergangenen uniMind Jahres auf und behandelte in seiner Keynote ausgewählte Aspekte des gesellschaftlichen Wandels. Um nicht im "Meer der thematischen Unendlichkeit" des Themas unterzugehen, bezeichnete Faßmann den demographischen Wandel als den Motor gesellschaftlicher Veränderungsprozesse und identifizierte drei Grundkonstanten des demographischen Wandels: Geburtenrückgang, alternde Gesellschaft sowie Zuwanderung und Integration.

Geburtenrückgang

Heinz Faßmann erklärte den Geburtenrückgang in Österreich, welcher bereits seit den 1970er Jahren zu beobachten ist, als Kennzeichen der europäischen Gesellschaft. Die Fertilitätsrate in Österreich liegt 1.49 Kinder pro Frau, der globale Durchschnitt liegt bei 2.9. Um die Bevölkerung einer Gesellschaft ohne Migration langfristig auf einem konstanten Niveau zu halten, müssen, so Faßmann, rund 2.1 Kinder pro Frau geboren werden.

Die Gründe für den Rückgang sind mannigfaltig. Zum einen ist die weibliche Erwerbsquote seit den 1970er Jahren kontinuierlich gestiegen, was u.a. mit einem ökonomischen Strukturwandel – weg von der männlich dominierten Industrie hin zu einem weiblichen Dienstleistungssektor – zu erklären ist. Dieser Sektor benötigt längere Aus- und Weiterbildungszeiten als der industrielle Sektor, was wiederum bedeutet, dass Arbeitskräfte erst später in das Berufsleben einsteigen und somit Frauen bei der Geburt des ersten Kindes deutlich älter sind als noch vor einigen Jahrzehnten. Einen weiteren Erklärungsansatz liefert die "Biographische Theorie" von Herwig Birg, die besagt, dass es unabhängig von Erwerbstätigkeit zu einer Verschiebung biographischer Ereignisse kommt, die persönliche Freiheitsräume einschränken – wie zum Beispiel Elternschaft. Diese Verschiebung kann, so Faßmann, nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Alternde Gesellschaft

Der zweite Aspekt des demographischen Wandels ist die zunehmende Alterung der Gesellschaft. Weniger Geburten bedeuten in Relation auch mehr alte Menschen. Fortschritte in der Medizin und politische Programme zur Gesundheitsprävention lassen Menschen immer älter werden. Das hat allerdings auch sozialpolitische Konsequenzen. Das Pensionsalter muss angehoben, die soziale Infrastruktur muss ausgebaut und Pflege- sowie Betreuungsangebote geschaffen werden. Darüber hinaus - besagen sozialwissenschaftliche Studien - ist die Risikobereitschaft älterer Menschen geringer als jene junger Menschen. Dies kann in weiterer Konsequenz die Innovationsfähigkeit einer Gesellschaft hemmen.

Zuwanderung und Integration

Schließlich manifestiert sich die Zuwanderung als weitere Triebfeder des gesellschaftlichen Wandels. Österreich gilt als klassisches Einwanderungsland. Rund 1.8 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund leben in Österreich, bei rund 8.2 Millionen EinwohnerInnen liegt Österreich dabei im internationalen Spitzenfeld. Aufgrund der beiden erstgenannten Aspekte ist eine Zuwanderug allerdings unabdingbar, insbesondere um den Arbeitskräftebedarf zu decken und damit wirtschaftliche Prosperität zu ermöglichen. In einer "Replacement Migration Study" – unter Mitwirkung von Heinz Faßmann – wurde der Mangel an potentiellen Erwerbstätigen (15-64 Jährige) OHNE Zuwanderung bis zum Jahr 2030 mit 630.000 Personen beziffert. Demnach würde Österreich bis 2050 eine Nettozuwanderung von 44.000 Personen jährlich benötigen, um den Mangel an potentiellen Arbeitskräften zu kompensieren.

Allerdings, so Faßmann, lässt sich das Verhältnis zwischen arbeitsfähigen Personen und Menschen über 65 Jahren nicht allein durch Zuwanderung kompensieren, denn dies sei in erster Linie gesellschaftspolitisch nicht durchsetzbar. Vielmehr ist konsequentes politisches Handeln nötig, um den Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels in Österreich und Europa zu begegnen. Eine zentrale Rolle nimmt hierbei das Lebenslange Lernen ein und verdeutlicht einmal mehr die gesellschaftliche Relevanz von Initiativen wie uniMind.

Nach der Keynote diskutierten die TeilnehmerInnen beim Get-Together am kalten Buffet intensiv weiter und hatten Gelegenheit sich zu vernetzten.

 

Die Veranstaltung fand in Partnerschaft mit der Wirtschaftskammer Wien, der Industriellenvereinigung Wieund dem Bundesministerium für Umwelt - Initiative Wachstum im Wandel statt.