uniMind|Workshop

"Vertrauen in Übergabeprozessen"

Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Ulrike Froschauer
Institut für Soziologie, Universität Wien

Dr. Hellmut Santer
Organisationsberater, Partner und Geschäftsführer von osb international systemic consulting

"Vertrauen in Übergabeprozessen" war Thema des uniMind|Workshops am 21. März 2013. Angeleitet durch die Expertise von ao. Univ.-Prof. Dr. Ulrike Froschauer und Dr. Hellmut Santer erarbeiteten die TeilnehmerInnen, welche Funktion Vertrauen in Übergabeprozessen erfüllt. Theoretische Inputs boten eine wertvolle Basis, um Erfahrungen auszutauschen und ein differenziertes Verständnis des Vertrauensbegriffs zu entwickeln.

Balance zwischen Kontrolle und "blindem Vertrauen"

Wenn das alltägliche Arbeitsumfeld gravierenden Veränderungen unterworfen ist, steigt die Unsicherheit der beteiligten Personen: wenn beispielsweise ein Familienunternehmen in die nächste Generation übergeben wird, wenn leitende Personen Unternehmen verlassen oder wenn zentrale Positionen neu besetzt werden. In diesen Situationen sind stabile Vertrauensverhältnisse besonders wichtig, damit MitarbeiterInnen handlungs- und entscheidungsfähig bleiben. Denn Vertrauen schafft Stabilität, reduziert Zukunftsängste und erlaubt, Verantwortung zu teilen. Eine gute Vertrauenskultur erzeugt ein positives Arbeitsklima und fördert die Mitarbeitermotivation. Zugleich ist Vertrauen aber auch eine Form der Bindung und schafft Anhängigkeiten. Der Ausspruch "Vertrauen macht Blind" bewahrheitet sih insbesondere in Beziehungen, in denen Vertrauen mit einer starken Erwartungshaltung einher geht. Ist dies der Fall, kann Vertrauen Innovationen behindern, weil Handlungsspielräume auf die Erwartungen des Gegenübers eingeschränkt werden. Die Balance zwischen diesen beiden Polen zu halten, ist Ziel einer erfolgreichen Nachfolgeplanung.

Vertrauenskultur stärken

Sind Unternehmen gefordert, Übergabeprozesse zu bewältigen, ist eine gute Vertrauenskultur im Unternehmen erfolgsentscheidend. Gute Vertrauensverhältnisse erleichtern den übergebenden Personen, loszulassen und NachfolgerInnen können mit einem gestärkten Selbstvertrauen neuen Herausforderungen begegnen. In Familienunternehmen ist die Frage des Vertrauens besonders präsent, da diese Unternehmensform meist von persönliche Beziehungen und emotionaler Nähe geprägt ist.
Ausschlaggebend für den Erfolg von Übergabeprozessen ist, dass bereits vor der Übergabe vertrauensbildende Maßnahmen gesetzt werden. Aufgaben zu teilen, Verantwortung Stück für Stück zu übertragen, Veränderungen KundInnen und GeschäftspartnerInnen gegenüber frühzeitig und transparent zu kommunizieren und MitarbeiterInnen in Veränderungsprozesse einzubeziehen sind Aktivitäten, die eine umsichtige und gelingende Übergabe befördern.

Anregungen für die Praxis

Aufbauend auf die vielseitigen Anregungen von Ulrike Froschauer und Hellmut Santer diskutierten die TeilnehmerInnen Fragestellungen, denen sie in ihren Arbeitskontexten begegnen:

  • Wie kann ein neuer Führungsstil etabliert werden, ohne den vorangegangenen abzuwerten?
  • Wie können Rollen übernommen und zugleich verändert werden?
  • Wie teilt man Wissen, das aus Erfahrung gewachsen ist?
  • Wie schafft man Transparenz in Übergabeprozessen?

In Gruppen tauschten die TeilnehmerInnen Erfahrungen aus und diskutierten unterschiedliche Strategien, um den Einfluss von Vertrauen auf Übergabeprozessen zu beschreiben. Der Erfahrungsaustausch öffnete den Blick auf vielfältige Perspektiven und Best-Practice Beispiele zeigten mögliche Lösungswege auf.