uniMind|Jahresveranstaltung 2017

"Veränderung"

Auf der Jahresveranstaltung am 21. November 2017 beschlossen wir mit rund 80 Gästen aus Wissenschaft und Praxis das sechste uniMind-Projektjahr zum Thema "Veränderung". Der Innovationsforscher Markus Peschl griff das Jahresthema auf und sprach in seiner Keynote Speech über Veränderung und Innovation in der Arbeitswelt von morgen. Anschließen wurde der Startschuss für das Projektjahr 2017/18 zum Metathema "In Bewegung" gegeben.

Nino Tomaschek und Judith Fritz eröffneten die Jahresveranstaltung und ließen die Veranstaltungen des vergangenen Jahres Revue passieren. Darüber hinaus wurde der bereits sechste Band der Publikationsreihe "University - Society - Industry" mit dem Titel "Veränderung. Der Wandel als Konstante unserer Zeit" (Hrsg. Nino Tomaschek, Dario Unterdorfer), welcher im Waxmann Verlag publiziert wurde, präsentiert.

In seiner Keynote mit dem Titel "Innovation und Veränderung: Warum Kognition und Raum für zukunftsorientiertes Arbeiten essentiell sind" diskutierte Markus Peschl vom Institut für Philosophie der Universität Wien, wie Rahmenbedingungen so gestaltet werden können, dass das Generieren und Hervorbringen von Innovationen gefördert wird. Wie entsteht Neues in Unternehmen? Und wie kann Innovation auf breiter Basis ermöglicht werden? Ausgangspunkt dazu war das Konzept der Enabling Spaces, das vieldimensionale Rahmenbedingungen beschreibt.

In seinem Vortrag griff Markus Peschl drei Kernfragen auf:

  • Was weiß die Kognitionsforschung über Wissens- und Innovationsprozesse?
  • Wie gelingt es, Innovationen zukunftsorientiert zu denken?
  • Welche ermöglichenden Rahmenbedingungen sind dafür notwendig?

In der heutigen Wissensgesellschaft ist der wichtigste Treiber der Ökonomie die Innovation. „Als WissenschaftlerInnen wie als UnternehmerInnen stehen wir vor der Herausforderung, unsicheres Terrain zu betreten, wenn wir Neues entstehen lassen möchten. Um Veränderungen zukunftsorientiert zu begegnen benötigt wir nicht nur eine unterstützende Arbeitsumgebung, sondern auch ein offenes mindset", so der Innovationsforscher.

Den Modus Operandi verlassen

Mithilfe optischer Täuschungen führte Markus Peschl dem Publikum vor Augen, wie das menschliche Gehirn arbeitet. Wie wir die Welt wahrnehmen, ist Großteiles durch unser Denken, unsere Erfahrungen und Erwartungen bestimmt. "Unser Gehirn", so der Kognitionswissenschaftler, "ist eine Vorhersagemaschine, die unbekanntes strukturiert und einordnet. Geht es um die Frage des Neuen, wird unser Gehirn herausgefordert; der Modus Operandi muss aufgegeben werden."

Learning from the future as it emerges

Um loszulassen und frei führ Neues zu sein, brauchen wir eine offene Grundhaltung und sehr empathische Fähigkeiten. Innovationen funktionieren nicht nach einem Regelwerk. Starre Regeln und Vorschriften definieren die Grenzen des Möglichen und stehen jedem innovativen Entwicklungsprozess im Wege. Sprechen wir hingegen von echten Innovationen, sind wir gefordert Kontrolle aufzugeben und Indikatoren des potentiell Neuen aufzuspüren. Das bedeutet, nicht zurück zu schauen sondern von der Zukunft ausgehend zu denken und einen Potentialraum für Neues zu erkennen.

Dazu ist allerdings nicht nur ein entsprechendes "mindset" erforderlich, sondern auch eine ermöglichende Arbeitsumgebung. Räume beeinflussen unsere Denkvorgänge. Unser Denken fließt in unsere Umgebung ein, während diese wiederum Einfluss auf unsere Denkprozesse nimmt. Diese "closed loops" müssen bedacht werden, wenn Innovationen ermöglichen werden sollen.

Enabling Spaces

Das Konzept der Enabling Spaces folgt diesem Grundgedanken. Damit Räume nicht zu Disabling Spaces werden, stellt sich die Frage: Wie können Räume gestaltet werden, um neues Wissen zu generieren? Um darauf eine Antwort zu geben, umfasst das Konzept der Enabling Spaces ein weitgehendes Raumverständnis. Der physische, architektonische Raum wird als nur eine wirkende Dimension neben dem emotionalen, sozialen, kognitiven, kulturellen und epistemologischen Raum verstanden. All diese Räume stehen in einer Wechselwirkung zueinander und beeinflussen Prozesse der Wissensgenerierung. Die unterschiedlichen Dimensionen können daher nicht isoliert voneinander betrachtet werden. Die Herausforderung besteht darin, alle Aspekte in einem inkludierenden Prozess miteinander zu verweben. So beschreibt das Konzept der Enabling Spaces vieldimensionale Rahmenbedingungen, die das Hervorbringen von Innovation ermöglichen.

Um die Brücke von der Theorie zur Praxis zu schlagen und das Gehörte schlussendlich auch greifbar zu machen, präsentierte Markus Peschl Fallbeispiele aus der Praxis, bei denen der Ansatz der Enabling Spaces gemeinsam mit Architekten realisiert wurde und es zeigte sich: Architektur und Organisation verändern sich gemeinsam und wirken integrativ aufeinander ein.

Im Anschluss an die Keynote lud das Postgraduate Center dazu ein, den Abend bei Brötchen und Wein ausklingen zu lassen. Die TeilnehmerInnen diskutierten das Gehörte und hatten Gelegenheit, sich zu vernetzen.

Univ.-Prof. Dr. Markus Peschl ist Professor für Wissenschaftstheorie und Kognitionswissenschaft am Institut für Philosophie der Universität Wien. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich Innovationsforschung, Knowledge Creation, Design Thinking und Kognitionswissenschaft.