Tag 5 - 25. Mai: Galtür

Beitrag von Wolfgang Blaschke, Klaus Kothgasser und Wolfgang Uhrmann

Das Alpinarium in Galtür (Foto: Wolfgang Blaschke)

Der heutige Tag startet für die ÖRISK Studenten bei sonnigem Wetter im Ort Galtür, der stillen und zurückhaltenderen Schwester von Ischgl im hinteren Paznauntal auf einer Seehöhe von ca. 1.500 Meter. Unser Weg führt uns in das weltberühmte Alpinarium, wo uns Bürgermeister und Landtagsvizepräsident Toni Mattle empfängt.

Museum und Lawinenschutz (Bild: Philipp Wiatschka)

Das Alpinarium ist zentraler Bestandteil einer 345 Meter langen und 6 Meter hohen Lawinenschutzmauer, welche nach dem Lawinenunglück vom 23. Februar 1999 errichtet wurde. Dieses Museum stellt eine moderne Erinnerungsstätte, eine Informations- und Dokumentationsplattform und gleichzeitig einen alpinen Schutzbau dar. Mit verschiedenen Dauerausstellungen (derzeit „Ganz oben – Geschichten über Galtür und die Welt“) wird das Verhältnis zwischen Mensch und Natur im hochalpinen Raum eindrucksvoll vermittelt.

Galtürs Lebensumfeld, dargestellt in traditioneller Strickkunst (Foto: Philipp Wiatschka)

Bürgermeister Anton Mattle führt uns persönlich durch das Museum. Er erläutert die Ortsgeschichte von Galtür und erzählt über „das eigensinnigste Dorf Österreichs“, wie es 1976 durch die Zeitung „Die Bunte“ nach einer negativen Abstimmung über die Errichtung eines Sommerskigebietes am Jamtalgletscher bezeichnet wurde. Stolz berichtet er über die Affinität berühmter Persönlichkeiten wie Albert Einstein zum Ort Galtür und die Verwendung des Landschaftsmotives für Marketingzwecke (z.B. Piz Buin Sonnencreme).

Auf dem Dach des Alpinariums (Foto: Wolfgang Blaschke)

Uns schildert der Bürgermeister das gesamte Ausmaß der damaligen Schneekatastrophe und erklärt das Konzept der heutigen Schutzmaßnahmen. Das Ereignis von Galtür war eine der größten Lawinenunglücke in der Geschichte Österreichs und gleichzeitig der Auslöser der größten luftgestützten Evakuierungsaktion. Durch den respektvollen Umgang mit der Natur und der Umsetzung einer umfangreichen Sicherheitsstrategie hat die Bevölkerung Galtürs gelernt, mit der alpinen Gefahr zu leben.

Bürgermeister Anton Mattle bei seinem bewegenden Vortrag. (Foto: Wolfgang Blaschke)

Mit seinen persönlichen Aufzeichnungen erzählt uns Toni Mattle in eindringlicher Art und Weise seine Erlebnisse und Eindrücke, welche damals auf den Ortschef wirkten. Er berichtet vom Empfinden von Einsamkeit in der Entscheidungsfindung der ersten Minuten nach der Katastrophe, unvorstellbarer Hilfsbereitschaft durch die Ortsgemeinschaft und Gäste, politische Nachbarschaftskämpfe um überörtliche Hilfsmittel, bundesweite und internationale Solidarität, persönliche Beschimpfungen durch betroffene Eltern bis hin zur Einleitung von Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen die örtliche Lawinenkommission.

Nach dem Vortrag herrscht beeindruckende Stille und Anteilnahme bei den ÖRISK Studenten.

Eine landschaftsprägende Mauer aus Stein als imposante Schutzmaßnahme. (Foto: Philipp Wiatschka)

Die Landschaft ist geprägt von imposanten Schutzeinrichtungen wie diese Steinmauer, welche zur Abwehr gravitativer Massenbewegungen errichtet wurde. Hierbei soll vor allem der gefährliche Fließanteil von Lawinen gestoppt werden. Durch intensive Geländeanalysen und eine konsequente Umsetzung des Gefahrenzonenplans soll eine naturgefahrenbewusste Raumordnung erzielt werden.

Traditioneller Lawinenschutz: Heustadl hinter Felsen (Foto: Wolfgang Blaschke)

Dieses Haus ist ein Beispiel für präventive Selbstschutzmaßnahmen der 1930er Jahre. Die Bauwerke wurden hinter natürlichen Barrieren wie Felsen, Gräben und Wälder zum Schutz vor Steinschlag, Muren oder Lawinen errichtet.

Erläuterungen zur Talschaft Galtür (Foto: Philipp Wiatschka)

Am Nachmittag marschieren wir zu den Lawinenverbauungen auf eine Seehöhe von 2100 Metern. Bürgermeister Toni Mattle vermittelt einen Überblick über das Tal und die verborgenen Gefahren des hochalpinen Geländes. Ein Leitsatz des Bürgermeisters: „So schön wie die Berge sind – so grausam können sie auch sein“.

Lawinenverbauungen im Hochgebirge (Foto: Philipp Wiatschka)

Lawinenverbauungen u.a. am Grieskogel sollen die Mobilisierung von Schneelawinen verhindern. Die 4 Meter hohen Stahlbauten werden hubschraubergestützt installiert. Defekte Schutzbauten stellen ein enormes Risiko für Kaskadeneffekte dar. Deshalb werden diese jährlich durch Sachverständige geprüft.