Ausgabe 01/17
COMPETENCE
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ROUND TABLE
fenster, in dem wir Innovationen umsetzen
können. Oder auch einmal die Frage stellen:
Was, wenn das in Wien passiert wäre? Wenn
man sich mit Katastrophen beschäftigt, wird
man gerne von der Politik als Unruhestifter ver-
teufelt. Dabei ist das Gegenteil unser Sinn.
KOLLAND:
In der Altersforschung ist derzeit
das Thema Demenz sehr präsent, wir haben
viele Menschen in einer bestimmten Situation,
und dafür brauchen wir Rezepte. Dieser Druck
führt schon dazu, dass wir innovativ werden,
uns bewegen. Dennoch bin ich einwenig skep-
tisch, wenn es darum geht, Innovation steuern
zu wollen. Ob nicht da und dort die Kreativität
ein Element ist, das sich nicht in eine Program-
matik einpassen lässt …
GLADE:
Ein Zuviel an Steuerung kann auch
ein Schuss nach hinten werden, wenn ich mir
Ob das eine gute Neuerung war oder
nicht, darüber kann man disku-
tieren. Aber eine Forschung, die
abseits von gesellschaftlichen
Begebenheiten stattfindet, ist an
sich nicht sehr nützlich.
KADRIC-SCHEIBER:
Die Idee
für den Postgraduate-Lehr-
gang „Dolmetschen für Ge-
richte und Behörden“ ist aus
der Migrationsbewegung 2015
entstanden, dem Mangel an
Dolmetschenden, dem Pool an
qualifizierten
Arbeitskräften,
die ihren ursprünglichen Beruf
in Österreich nicht ausüben
können. Er ist für drei Sprachen
konzipiert, die dringend benötigt
werden, Arabisch, Dari/Farsi und
Türkisch. Es gab also die Anforderung
von außen, aber es war auch Neugier
und sehr viel Mut nötig, da wir mit wenig
erprobten Methoden experimentierten
und das Risiko eingingen, zu scheitern. Der
Universitätslehrgang hatte jedoch für seinen
erstmaligen Start im November 2016 un-
glaublich viele Anmeldungen.
GLADE:
InmeinemFall kann es eine Lawine
oder Überschwemmung sein, dann stehen die
PolitikerInnen da in ihren Gummistiefeln und
fordern: So etwas darf nie wieder passieren.
Es gibt einen Druck, oder sagen wir: ein Zeit-
Ideen, die ich alleine im Kopf entwickle,
werden wenig Erfolg haben. Ich muss
andere teilhaben lassen.
Mira Kadric-Scheiber
Neues kann nur aus
einer gewissen Ruhe
heraus entstehen.
Es lässt sich nicht
zwischen zwei
Termine schieben.
Thomas Glade
Fotos: Barbara Mair