uniMind|Workshop

"Vertrauen als Führungsaufgabe"

Univ.-Prof. Dr. Christian Korunka
Institut für Angewandte Psychologie: Arbeit, Bildung, Wirtschaft, Universität Wien

Mag. Peter Frenzel
selbständiger Wirtschaftspsychologe, Geschäftsführer TAO - Team für Angewandte Psychologie und Organisationsberatung

Vertrauen ist ein Grundstein für gute Zusammenarbeit und erfolgreiche Unternehmensführung. Wie ein vertrauensvoller Führungsstil in der Praxis umgesetzt werden kann, war Thema des uniMind|Workshops "Vertrauen als Führungsaufgabe" am 28. Jänner 2013. Unter Anleitung der Wirtschaftspsychologen Univ.-Prof. Dr. Christian Korunka und Mag. Peter Frenzel erarbeiteten die TeilnehmerInnen Ansätze, um eine gute Vertrauensbasis im beruflichen Kontext zu fördern.

Vertrauen braucht Beziehung

Ziel des interaktiven Workshops war, Impulse zu geben, was im Rahmen der jeweils eigenen Funktion unternommen werden kann, um Vertrauen zu fördern. 12 Thesen, entwickelt von den Workshopleitern auf Basis ihrer langjährigen beruflichen Erfahrung sowie wissenschaftlicher Grundlagen, führten die TeilnehmerInnen durch den Nachmittag. Entlang dieser Leitlinien wurden Erfahrungen ausgetauscht, Definitionen diskutiert und Ansätze einer vertrauensbasierten Führungspraxis entwickelt.

Um die TeilnehmerInnen mit ihren Erfahrungen einzubeziehen, wurden diese zu Beginn eingeladen, gemeinsam zu reflektieren, wie Vertrauen definiert werden kann. Was fördert Vertrauen? Was steht ihm im Wege? Und was ist eigentlich das Gegenteil von Vertrauen? Schnell wurde klar, dass Vertrauen eine komplexe Dynamik ist, die von vielen Faktoren beeinflusst wird.

Diese Annahme bestätigen Christian Korunka und Peter Frenzel, die Vertrauen als einen dynamischen Prozess beschreiben. Vertrauen lässt sich nicht herstellen, sondern entsteht in Interaktion. Folglich entscheidet die Beziehung zwischen MitarbeiterInnen und Führungskräften darüber, ob eine vertrauensvolle Unternehmenskultur entstehen kann. Diese Beziehung wiederum ist wesentlich durch die Menschenbilder der interagierenden Personen geprägt. Um vertrauensvoll zusammenzuarbeiten und Teams zu leiten, müssen sich Führungskräfte intensive mit ihren eigenen Überzeugungen auseinandersetzen, denn Menschenbilder sind handlungsanleitend und haben weitreichende Konsequenz für die Beziehungen zwischen Personen.

Führung als Balaceakt zwischen Vertrauen und Kontrolle

Eine zentrale Führungsaufgabe ist, sich dem Spannungsverhältnis zwischen Vertrauen und Kontrolle zu stellen. Ein angemessenes Verhältnis von Vertrauensvorschuss und Steuerungsnotwendigkeit ist wichtig, um Teams zu leiten. Denn eine vertrauensvolle Delegation führt bei Übertreibung zu Laissez-faire, währen zu viel Kontrolle schnell in Misstrauen umschlägt. Entscheidend ist eine situative Angepasstheit, die sich nach dem Leitspruch „Soviel Vertrauen wie möglich, so viel Kontrolle wie nötig“ erreichen lässt.

Die Vorteile einer vertrauensvollen Unternehmenskultur sind evident: MitarbeiterInnen identifizieren sich stärker mit ihrem Unternehmen, die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit steigt und die Bereitschaft zu Veränderungen wächst. Vertrauen zueinander schafft Freiräume, stärkt Verantwortlichkeiten und fördert Motivation, Kreativität und offene Kommunikation.

Open-Case: Bearbeitung realer Fälle in Kleingruppen

Um von der Theorie die Brücke zur Praxis zu schlagen, wurde in offenen Gesprächsrunden Ideen gesammelt, wie ein vertrauensvoller Führungsstil in die Praxis umgesetzt werden kann. In Gruppen von 8-10 Personen bearbeiteten die TeilnehmerInnen reale Cases aus der Arbeitspraxis ihrer KollegInnen. In den ausgewählten Fallbeispielen wurden sie mit fehlendem oder schwindendem Vertrauen konfrontiert und hatten die Aufgabe, entlang eines Leitschemas Lösungsansätze zu entwickeln. Unterstützt wurden sie dabei von den Workshopleitern, die Grundregeln zum Aufbau einer Vertrauenskultur vorstellten und den TeilnehmerInnen damit eine Grundlage zur Bearbeitung ihrer Fälle zur Verfügung stellten.

Um die Lösungsfindung zu intensivieren und den TeilnehmerInnen ein noch breiteres Repertoire an vertrauensfördernden Maßnahmen zur Verfügung zu stellen, präsentierten Professor Korunka und Mag. Frenzel abschließend Ansätze der Personenzentrierten Kommunikation (Carl Rogers) und der Gewaltfreien Kommunikation (Marshall B. Rosenberg). Fallbeispiele aus der Arbeitspraxis der Wirtschaftspsychologen ließen die wissenschaftlichen Konzepte greifbar werden und erfahrungsbasierte Übungen trugen dazu bei, Denkanstöße in die individuelle Arbeitspraxis zu integrieren. So gelangten die TeilnehmerInnen gemeinsam zu einem differenzierten Verständnis des Vertrauensbegriffs und entwickelten praxisnahe Lösungsstrategien.