Rückblick Keynote: "Which bio to solve which problem, and how?"

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Jules Harings, Assistant Professor am Aachen-Maastricht Institute for Biobased Materials, Maastricht University, diskutierte in seinem Vortrag die Kernfrage "Which bio to solve which problem, and how?". In einem ersten Schritt müsse die Unschärfe rund um die Definitionen von "BioBased" und "Biodegradables" im internationalen Diskurs geklärt werden. Der Vergleich unterschiedlicher "Biodegradeables" führte zur Besprechung der weiterführenden Frage "how to value bio and which bio"?

Ein wichtiger Fokus müsse auf dem tiefgehenden Verständnis der Funktionalität polymerischer Materialien liegen – nur dann könne die zusätzliche technische Funktionalität biobasierter Moleküle entfaltet und anerkannt werden. Andere ausgewählte Beispiele sollten die Teilnehmer*innen zum gemeinsamen Nachdenken über die Anwendbarkeit verschiedener Kunststoffarten entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie Recyclingfragen anregen. "Bio-Kunststoffe" sollten keine drop-in Lösung sein, sondern biologisch induzierte Materialfunktionalität mit Mehrwert darstellen – dadurch würden auch die bei "Bio-Kunststoffen" anfallenden höhere Kosten gerechtfertigt und eine Neuorientierung für Akteure aus Wirtschaft und Industrie leichter umsetzbar.

Alexander Bismarck, Vorstand des Instituts für Materialchemie, Universität Wien, vertiefte in seinem daran anschließenden Input weitere Fragestellungen rund um die Herausforderung von "Bio-Kunststoffen" und beleuchtete auch das Thema "smarte Verpackungen". Mit dem Fokus auf Materialeigenschaften, wie beispielsweise Barriere-Eigenschaften oder mechanische Eigenschaften, wurden weitere zentrale Aspekte für die Teilnehmer*innen skizziert. "Grüne Polymere" würden noch viel Weiterentwicklung und Forschungsarbeit erfordern, insbesondere auch zur Verbesserung ihrer Eigenschaften. Wichtig sei die genaue Unterscheidung bei der Anwendung von Polymeren: Kunststoffe würden das Potential bieten, zu einer nachhaltigeren Umwelt beizutragen, aber es komme eben ganz darauf an, wie sie verwendet würden. Außerdem gäbe es jede Menge "renewable polymeres", wir müssten uns jedoch die Frage stellen, auf welche Polymere wir verzichten können. Aus heutiger Sicht seien Polymere "schlecht" und alles solle "grün" sein – aber nichts sei wirklich "grün".

Die beiden Wissenschafter Bismarck und Harings sind sich einig, dass "Bio-Kunststoffe" nicht nur als drop-in Lösung fungieren sollten, sondern in ihrer Funktion bereits für die Anwendung optimiert sein. Nur weil Kunststoffe "bio" oder "grün" sind, müssen sie nicht für alle Anwendungen nützlich sein – hier gelte es neue und langfristig nachhaltige Lösungen zu finden. Ein Ziel müsse sein, nachhaltige zirkuläre Prozesse zu schaffen um alle Materialien im Kreislauf zu halten. 

Mit der Frage, welche Eigenschaften bei "Grünen Kunststoffen" erwogen werden müssten - beispielsweise im Falle einer Kaffeekapsel - wurde zu den vier online organisierten Break-Out Sessions mit den teilnehmenden Studierenden übergeleitet.

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