uniMind|Workshop

"Intrapreneurship und Eigenverantwortung im Unternehmen"

Univ.-Prof. Dr. Hermann Frank
Vorstand am Institut für Familienunternehmen, Wirtschaftsuniversität Wien

FH.-Prof. Dr. Alexander Keßler
Leiter des Kompetenzteams für Entrepreneurship am Institut für Unternehmensführung, FH Wien

Als Auftakt des 3. uniMind Projektzyklus fand am 3. Dezember 2013 der uniMind|Workshop zum Thema Intrapreneurship statt. Die beiden Workshop-Leiter Prof. Frank und Prof. Keßler gaben einen Überblick über aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema und moderierten einen Diskussionsteil entlang eines Fallbeispiels von Intrapreneurship.

Unternehmerisches zwischen Innovation und Status Quo

Im ersten Teil des Workshops gaben Alexander Keßler und Hermann Frank einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu Corporate Entrepreneurship, als strategische Daueraufgabe auf der organisationalen Ebene, sowie zu Intrapreneurship. Anhand von Beispielen aus der eigenen Forschungstätigkeit gingen die Workshopleiter dem Spannungsfeld zwischen der Förderung von Innovativität und der Notwendigkeit, Neuerungen zu institutionalisieren, nach. Die richtige Balance habe sehr viel mit der Organisationskultur zu tun, die eine Tiefenstruktur in Organisationen bildet. Oft werde darauf vergessen, dass Kultur als zugrundeliegende Logik verstanden werden sollte. Ergebnis seien oft Veränderungsprozesse in Unternehmen, die keine sind, da nach wenigen Monaten bereits wieder „alles beim Alten“ sei. Drei Grundvoraussetzungen für die Förderung von Innovation in Unternehmen wurden vorgestellt: Innovationsbereitschaft (Spannung), Innovationsfähigkeit (Slack) und Innovationsmöglichkeit (Lose Kopplung).

Austausch von Praxiserfahrungen

Im Anschluss an den fachlichen Input der Workshopleiter brachten die 20 anwesenden TeilnehmerInnen Ihre unterschiedlichen Hintergründe in eine Diskussion zu den Praxiserfahrungen mit Innovation, Intrapreneurship und Corporate Entrepreneurship in Unternehmen und Organisationen ein. Thematisiert wurden die Chancen und Grenzen einer Orientierung an Innovation und unternehmerischem Handeln von MitarbeiterInnen. Neben Fragen von Verantwortung für den unternehmerischen Erfolg von Unternehmen wurden auch Haftungsfragen diskutiert. Die diversen beruflichen Hintergründe der Teilnehmenden trugen wesentlich zu einer spannenden Diskussion bei. Die Figur des Intrapreneurs wurde kritisch von mehreren Seiten beleuchtet: als kulturelle Heldenfigur, als ehrgeiziger Mitarbeiter, der sich von keinen Regeln oder gar Gesetzen von seiner Mission abbringen lässt, sowie als Teamplayer. Wie stark sich MitarbeiterInnen, die eine eigene Idee oder Projekt auch gegen Widerstände aus der Führungsriege durchsetzen sollten, wurde ebenso intensiv diskutiert. Der kulturelle Held des Entrepreneur, der unternehmerisches Risiko eingeht und Widerstände überwindet, funktioniert dabei nicht in allen Unternehmen gleichermaßen. So berichtete ein Teilnehmender, der v.a. größere Krankenhäuser berät, dass eigenmächtiges (als negative Konnotation von eigenverantwortlich) Handeln in seiner Branche sehr heikel ist.

Fallstudie und Diskussion

Im folgenden Teil wurde eine Fallstudie zu einem erfolgreichen Beispiel von Intrapreneurship in einem US-amerikanischen Industrieunternehmen präsentiert. Die TeilnehmerInnen erarbeiteten Antworten auf sechs Fragestellungen in Kleingruppen und präsentierten diese anschließend. Das Fallbeispiel beschrieb den Grenzgang eines Mitarbeiters, der es schaffte, seine Ideen gegen den anfänglichen Widerstand des Managements durchzubringen. Das Fallbeispiel zeigte deutlich, dass erfolgreiche Beispiele von Intrapreneurship zumeist eine Gratwanderung zwischen Individualismus und Teamfähigkeit, zwischen abweichendem Verhalten und der Fähigkeit zur Eingliederung in Organisationsstrukturen und –hierarchien sind. Das Fallbeispiel wurde intensiv diskutiert und die Implikationen für österreichische Verhältnisse besprochen. Erfolgreiche Beispiele von Intrapreneurship würden oft einem „Winners Bias“ unterliegen. Viele MitarbeiterInnen mit erfolgsversprechenden Ideen und Durchsetzungsvermögen würden deren Implementierung im Unternehmen nämlich nicht „überleben“. Die Figur des „Intrapreneurs“ würde darum eine Umdeutung benötigen – weniger individualistischer Held, mehr pragmatischer und erfolgsgerichteter Teamplayer. Die Fähigkeit, Koalitionen zu bilden und die Rolle sowohl analytischer als auch sozialre Fähigkeiten wurden als essentiell für erfolgreiche Intrapreneurs besprochen. Fazit war unter anderem: Wie erfolgreich unternehmerisches Handeln in verschiedenen Ebenen von Organisationen sein könne, hänge nicht zuletzt auch davon ab, ob die organisationalen Strukturen förderlich oder hinderlich gestaltet sind.

Die angeregte Diskussion wurde auch beim anschließenden Vernetzungsempfang weiter geführt.


Die Unterlagen des Workshops, mit einer Zusammenstellung aktueller Forschungsergebnisse und Literaturtips finden Sie hier zum DOWNLOAD