Blogbeitrag zur Pharmakobotanischen Exkursion 2025 in Krakaudorf in der Steiermark
Seit über vier Jahrzehnten bietet das Postgraduate Center der Universität Wien Studierenden und botanisch Interessierten die Möglichkeit, die heimische Flora intensiv kennenzulernen. Expert*innen aus Biologie und Pharmazie führen eine Woche lang in die Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) ein und zeigen dabei die schönsten Orte Österreichs. Besonders für Pharmaziestudierende ist diese Exkursion ein Highlight: Sie ermöglicht es, heimische Arzneipflanzen direkt in der Natur zu entdecken. Dank der Unterstützung führender Pharmaunternehmen erhalten exzellente Studierende ein Stipendium für die Teilnahme. Die diesjährigen Stipendiat*innen berichten im Folgenden von ihrer einzigartigen Woche in der Region Krakaudorf.
Tag 0, 28.06.2025; Ankunft
Am Samstagnachmittag erreichten wir Murau. Für die meisten begann die Reise mit einer abenteuerlichen Taxifahrt von Unzmarkt über hügeliges Gelände zur Krakauebene. Im Hotel Stigenwirth wurden wir herzlich empfangen und lernten uns beim gemeinsamen Abendessen kennen. Voller Vorfreude auf die kommenden Tage bezogen wir unsere Zimmer. Wie sich zeigen sollte, war unsere Begeisterung berechtigt – das Wetter spielte die ganze Woche über perfekt mit, was will man mehr?
Tag 1, 29.06.2025; Hubenbauerntörl und mehr
Der erste Exkursionstag begann früh mit einem stärkenden Frühstück, bevor wir uns auf den Weg zum Etrachsee machten, um die beeindruckende Flora zu erkunden. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf: Eine Gruppe unter Ao. Univ.-Prof. Dr. Johannes Saukel wagte sich abseits der Wege in die Natur, erhielt eine Einführung in die Welt der Nadelbäume und sammelte unvergessliche Eindrücke. Die andere Gruppe, geführt von Ao. Univ.-Prof. Dr. Sabine Glasl-Tazreiter und David Prehsler BSc., stieg zügig auf fast 2000 Höhenmeter. Hier lernten wir wichtige Pflanzen wie den giftigen Weißen Germer (Veratrum album) und den Gelben Enzian (Gentiana lutea) zu unterscheiden. Die Anstrengung wurde mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Nach der Rückkehr zur Unterkunft widmeten wir uns der Pflanzenbestimmung. Mit Hilfe von Bestimmungsbüchern identifizierten wir unsere gesammelten Pflanzen, darunter Pestwurz- und Potentilla-Arten. Das Buddy-System förderte dabei den Austausch und das Gemeinschaftsgefühl. Trotz anfänglicher Herausforderungen war klar: Dieser erste Tag legte den Grundstein für viele weitere spannende botanische Entdeckungen.
Tag 2, 30.06.2025; Rantensee und weiter hinauf
Unser zweiter Exkursionstag begann mit einem gemeinsamen Frühstück, bevor es per Autokolonne zum Rantenbach ging. Wir parkten inmitten einer Weidewiese und teilten uns erneut in Gruppen auf. Die Gruppe um Ao. Univ.-Prof. Dr. Johannes Saukel erhielt eine Einführung in die Botanik der Weidewiesen, wobei besonders die giftige Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre) und der Blaue Eisenhut (Aconitum napellus) im Fokus standen. Nach einem kurzen Aufstieg erreichten wir den Rantensee, der zu einer erfrischenden Mittagspause einlud. Gestärkt ging es für den Großteil der Gruppe weiter hinauf zum Sattel. Der Ausblick war auch hier grandios und wir erfuhren Interessantes über Moose und Flechten an diesem windigen Standort. Beim Abstieg vereinigten wir uns wieder und erkundeten den Lebensraum am Rantenbach, der sich als wunderschöne Blumenwiese präsentierte. Ein Meer aus violetten Braunellen (Prunella vulgaris) wurde von orangem Gold-Pippau (Crepis aurea) und weißem Bitterem Schaumkraut (Cardamine amara) durchbrochen. Wir bestaunten hier auch weitere Pflanzen wie die Alpen-Goldrute (Solidago alpina) und verschiedene Orchideenarten, wobei die Unterschiede zu den Pflanzen trockenerer Standorte deutlich wurden. Auf der Rückfahrt zum Hotel sorgten Musik und Gesang für die beste Stimmung – ein Moment, der in Erinnerung bleibt. Danach widmeten wir uns abends erneut der Pflanzenbestimmung. Bereits merklich schneller und mit ersten Erfolgserlebnissen beendeten wir den Tag, müde, aber zufrieden, um Kräfte für die kommenden Tage zu sammeln.
Tag 3, 01.07.2025; Durch den Wald zum Etrachsee
Nach dem Frühstück erfuhren wir, dass wir unser heutiges Ziel zu Fuß erreichen würden. Direkt im Anschluss ging es vom Hotel aus mit dem Botanisieren und Marschieren durch den Wald weiter. Diesmal waren auch Pflanzen wie die Adoxa und verschiedene Baumarten zu sehen. Wir besprachen wichtige Heilpflanzen wie Johanniskraut (Hypericum perforatum/maculatum), Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense), Spitzwegerich (Plantago lanceolata), Gewöhnliche Schafgarbe (Achillea millefolium), Wundklee (Anthyllis vulneraria), Giersch (Aegopodium podagraria), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) und Echte Mädesüß (Filipendula ulmaria). Nach einer Mittagspause wurde es allerdings relativ heiß, weshalb wir die verbleibende Strecke relativ schnell bewältigen wollten und zügig weitergingen. Trotzdem gab es noch genügend Zeit, um Pflanzen wie den Augentrost (Euphrasia) oder die Perücken-Flockenblume (Centaurea pseudophrygia) genauer anzuschauen. Nach einem letzten Stück auf der Straße war das Ziel in Sicht. Wir hatten die Möglichkeit, uns im See abzukühlen, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Im Hotel angekommen erwartete uns das vertraute Abendprogramm: ein stärkendes Abendessen und die Bestimmung der mitgebrachten Pflanzen.
Tag 4, 02.07.2025; Sauofensee, Schnee, Gänsemarsch
Auch am dritten Tag startete unsere Wanderung wieder am Etrachsee. Unser Ziel: der auf 1.975 Höhenmetern gelegene Sauofensee. Nach einer abwechslungsreichen Strecke durch Wald, Bach und Wiesen nahmen wir einen steinigen Almweg in Angriff. Der folgende Aufstieg in einem 40-köpfigen "Gänsemarsch" war zwar teils unwegsam, entpuppte sich aber als einer der schönsten Wege der Woche. Die faszinierende Botanik, darunter der fleischfressende Sonnentau (Drosera), begeisterte uns besonders. Oben angekommen erwartete uns eine atemberaubende Landschaft: Der glasklare Sauofensee, weite Latschenfelder und majestätische Berge, sogar ein kleines Schneefeld war in der Ferne zu sehen. Drei von uns nutzten die kurze Pause für eine spontane Erkundungstour. Nach einer halbstündigen Kletterpartie, bei der wir weitere interessante Pflanzen entdeckten, erreichten wir das Schneefeld und lieferten uns eine kleine Schneeballschlacht. Nach dem abenteuerlichen Abstieg vereinigten wir uns wieder mit der Gruppe und traten den Abstieg zur Rudolf-Schober-Hütte an, wo wir uns kurz stärkten. Der restliche Weg zu den Autos war eine Mischung aus entspanntem Gehen und zügigem Abstieg. Kurz vor dem Abendessen erreichten wir unsere Unterkunft. Der Abend verlief wie gewohnt mit der Pflanzenbestimmung und dem Austausch über die Erlebnisse des Tages.
Tag 5, 03.07.2025; Günster Wasserfall, Sonne und Regen
Dieser Tag führte uns in tiefere Lagen, da das Wetter wechselhaft angesagt war. Wir starteten am Krakaudorfer Badesee und begaben uns auf eine botanisch unterbrochene Wanderung zum Günster Wasserfall. Die Hitze war teilweise fast unerträglich und so suchten wir Schatten, wo wir ihn finden konnten. Doch das Ziel war schnell erreicht und der Anblick des Wasserfalls hob unsere Stimmung sofort. Einige vorausschauende Teilnehmer*innen bemerkten die sich verdichtenden Wolken und organisierten umgehend ein Auto zur trockenen Rückkehr. Eine glänzende Idee, denn nach gut einer Stunde, in der wir die Pflanzenwelt der Wasserfallökologie erkundet hatten, setzte starker Regen ein. Glücklicherweise fanden wir Schutz unter Bäumen oder im Gasthaus. Die Zeit bis zu unserer Rettung vertrieben wir uns mit dem danebenliegenden Steirer Gartenzoo. So kehrten wir früher als sonst zur Unterkunft zurück, was uns eine ausgiebige Gelegenheit zur Pflanzenbestimmung bot. Wir lernten interessante Wasserpflanzen kennen, darunter Schwertlilie (Iris), Schilf (Phragmites australis), Kanadische Wasserpest (Elodea canadensis), Gewöhnlicher Wasserschlauch (Utricularia vulgaris), Seerosen (Nymphaea) und Salweide (Salix caprea). Der Tag klang angenehm und lustig aus.
Tag 6, 04.07.2025; Unebene Ebenen und gefürchtete Prüfungen
Am letzten Wandertag ging es hinter dem Hotel den Hügel hinauf. Ohne ein festes Ziel vor Augen, genossen wir einen wunderbaren Abschluss der Woche, der es landschaftlich in sich hatte. Die sogenannte Krakauebene zeigte sich als durchaus anspruchsvolles Terrain mit steilen Anstiegen und Abstiegen. Doch selbst bei bekannten Pflanzenarten überraschten uns David, Johannes und Sabine mit neuen, spannenden Informationen. Nach der Mittagspause wagten vier von uns einen zusätzlichen Aufstieg entlang einer Forststraße, wo wir interessante Arten wie den Wald-Ehrenpreis (Veronica officinalis) entdeckten. Aus Zeitgründen kehrten wir jedoch bald zur Hauptgruppe zurück. Auf dem Rückweg gab es noch einen letzten tiefen Einblick in die Welt der Gräser, der sogenannten "Grün und Schirch"-Kategorie. Besonders im Gedächtnis blieben uns Lolch, Bayer und Wolliges Honiggras – unser Notizbuch füllte sich mit weiteren Poaceae-Arten. Der Nachmittag ging nahtlos von einer Pflanzenbestimmungs-Session ins Abendessen über. Danach überraschten wir Studierenden die Gruppe mit einem Pubquiz, um spielerisch das in dieser Woche Gelernte abzufragen. Das Programm kam hervorragend an und sorgte für einen sehr lustigen und kurzweiligen Abend. Ein wenig Wehmut schwang zwar mit, da die Woche zu Ende ging, doch die positiven Gedanken an das Gelernte und die vielen neuen Bekanntschaften und Freundschaften überwogen.
Ein Bericht von Alexander Kozan, Gerald Tannenberger, Lena-Sophie Langer, Leo Gaskin, Lukas Thurner, Martin Koppelstätter und Nadine Ali (Juli 2025)
Stipendien der führenden pharmazeutischen Unternehmen Apomedica GmbH und Gatt – Koller GmbH, der Adler Apotheke und der Österreichischen Gesellschaft für Phytotherapie ermöglichten sieben Pharmazie-Studierenden, an der Pharmakobotanischen Exkursion des Postgraduate Center der Universität Wien teilzunehmen. Die Studierenden teilen hier ihre Eindrücke.